Dr. Immanuel Velikovsky -

Seine Arbeit

Immanuel Velikovsky gelangte über seine Beschäftigung mit der Psychoanalyse und insbesondere mit Freuds Protagonisten Ödipus und Echnaton zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Geschichte des Altertums, insbesondere des  Nahen Ostens. Dabei stiess er auf ein ägyptisches Papyrus, in dem Ereignisse geschildert wurden, die dem Buch Exodus des Alten Testaments in erstaunlicher Weise ähnlich waren.
Auf diese Weise auf die Spur gebracht, studierte er in 10jähriger akribischer Forschungsarbeit Quellen aus allen Kulturen der Erde. Dabei fand er überall Berichte über grosse Naturkatastrophen, die durch ihre Ähnlichkeit bestachen und somit die Vermutung nahe legten, dass es sich um weltumspannende Ereignisse gehandelt haben musste.
Dies widersprach nicht nur der gängigen Aktualismustheorie, nach der das heutige Bild der Erde durch eine Aneinanderreihung verschwindend kleiner Veränderungen über sehr lange Zeiträume hervorgebracht wurde, wobei prinzipiell nur solche Prozesse auftraten, wie sie auch heute zu beobachten sind. Was aber noch erstaunlicher war, war die Datierung dieser Katastrophen in geschichtliche Zeiten, in denen nach dem allgemeinen Schulwissen "alles ruhig und normal" war.

Parallel zu seinen Erkenntnissen über die weltumspannenden Katastrophen stellte Velikovsky fest, dass die allgemein akzeptierte Chronologie der ägyptischen Geschichtsschreibung um mehrere hundert Jahre falsch war. Er rekonstruierte in einer an Detektivarbeit grenzenden Detailarbeit den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse und konnte auf diese Weise zahlreiche Ungereimtheiten einer einfachen und offensichtlichen Lösung zuführen.

Um seine aus dem Studium von Quellen gewonnenen Erkenntnisse über die Erdgeschichte zu verifizieren, befasste sich Velikovsky ebenfalls ausführlich mit geologischen, paläontologischen und archäologischen Sachverhalten, die tatsächlich auf für die damalige Lehrmeinung oftmals rätselhafte Weise zu ähnlichen Schlussfolgerungen führten.

Das Besondere an Velikovskys Ansatz war, dass er die überlieferten menschlichen Zeugnisse nicht auszulegen versuchte oder als im übertragenen Sinne verstand, sondern sie so wörtlich interpretierte, wie sie niedergeschrieben waren.
Dieser Ansatz führte ihn zu einer noch viel weitreichenderen Schlussfolgerung über die Ursache der überlieferten Katastrophen. Offensichtlich spielten die Planeten Venus und Mars bei diesen Naturereignissen eine Schlüsselrolle, die mit ihrem heutigen Status als ruhige Nachbarplaneten der Erde nicht zu vereinbaren war. Die mythologischen und geschichtlichen Überlieferungen unserer Vorfahren beschrieben Vorgänge am Himmel, die unsere gesamte Vorstellung über die Entstehung und Geschichte unseres Planetensystems auf den Kopf stellen.

Velikovsky war sich der Tragweite seiner Entdeckungen und Schlussfolgerungen zwar bewusst und veröffentlichte in seinen Büchern nur die Elemente, die er absolut felsenfest und oftmals durch mehrere unabhängige Indizien bestätigen konnte. Dennoch erzeugte er mit seinem ersten Buch Welten im Zusammenstoss einen solchen Aufschrei in der Fachwelt und in der Öffentlichkeit, wie er in der Wissenschaftsgeschichte seit Galilei nicht mehr aufgetreten war. So wurde Macmillan, der Verlag, der sein Buch herausbringen wollte, nach einem auszugsweisen Vorabdruck durch eine vehemente geschlossene Erpressungskampagne der amerikanischen Universitäten dazu gezwungen, das Buchprojekt wieder zu stoppen. Und obwohl es dann nach seiner Herausgabe bei einem anderen Verlag wochenlang in den nationalen Bestsellerlisten der USA stand und über 20 Auflagen alleine in den USA hatte, ebbte der Widerstand und der Aufruhr bis nach Velikovskys Tod nicht ab.
Belastend und der wissenschaftlichen Arbeitsweise unwürdig war dabei vor allem die eklatante Unsachlichkeit der Vorwürfe und Verunglimpfungen, die oftmals von Personen stammten, die Velikovskys Bücher gar nicht gelesen hatten.
Auf der anderen Seite fanden Velikovskys Theorien auch begeisterte, geradezu überschwängliche Anhänger, und so entstanden über mehrere Jahrzehnte hinweg heftige Kontroversen in der Öffentlichkeit.

Velikovsky selbst war sehr an einer ernsthaften, wissenschaftlichem (im eigentlichen Sinne) Auseinandersetzung mit seinen Theorien interessiert und bemühte sich wiederholt um gezielte Untersuchungen vor allem auch im Rahmen des aufkommenden Raumfahrtprogramms, die ihm jedoch meist verwehrt wurden. Dennoch brachten die Erkundungen von Venus, Mars und auch Saturn und Jupiter durch Raumsonden Ergebnisse, die Velikovsky aufgrund seiner Studien schon Jahre zuvor postuliert hatte, und die zu der Zeit auf den erbittertsten Hohn der wissenschaftlichen Welt gestossen waren. Solche Bestätigungen wurden dann aber meist lapidar als "Zufallstreffer" abgetan, und selbst seit in den 80er Jahren Naturkatastrophen als Bestandteile der Erdgeschichte allgemein akzeptiert wurden, wird Velikovsky weiterhin geschmäht oder totgeschwiegen.
Einer der wenigen Wissenschaftler, die sich objektiv und seriös mit Velikovskys Arbeiten beschäftigten, war Albert Einstein, mit dem sich Velikovsky in den letzten 2 Jahren vor Einsteins Tod regelmässig zu fachlichen Diskussionen traf, aus denen sich sogar ein freundschaftliches Verhältnis entwickelte. Velikovskys Welten im Zusammenstoss wurde aufgeschlagen auf Einsteins Schreibtisch nach dessen Tod gefunden.

In den letzten Jahrzehnten zeigte die allgemeine Taktik, Gras über diesen unangenehmen Denker wachsen zu lassen, immer mehr ihre Wirkung, und der heutigen Wissenschaftlergeneration ist der Name "Velikovsky" meist schon kein Begriff mehr, umso mehr, als in kaum einem Lexikon ein Eintrag unter diesem Namen zu finden ist.
Umso wichtiger erscheint es, dass nun sein Gesamtwerk wieder und zum ersten Mal vollständig in deutscher Sprache herausgegeben wird. Der Verlag Julia White Publishing hat es sich eigenen Angaben zufolge zur Aufgabe gemacht, diese für das Verständnis der Erd- und Menschheitsgeschichte, sowie für unser eigenes Selbstverständnis so epochalen Arbeiten der Öffentlichkeit und der Wissenschaft verfügbar zu machen, um sie der sachlichen und seriösen Überprüfung und Würdigung zuzuführen, die ihnen angemessen wäre.